Winterliche Spuren
Winter ist definitiv genialer in den Bergen. Als in der Stadt. Vor allem, wenn in der Stadt Tristesse angesagt ist. Also raus. In die Natur. Familie zusammengepackt und los gehts. Fast. Die Familie nimmt mit: Wellness-, Indoor- und Badesachen. Ich: Schneeschuhe, Grödl, Rückentrage für die Kleine, Foto-Equipment. Und ich entscheide mich für den großen Fotorucksack. [HAHA]
Die Autobahn leitet uns auf den Katschberg. Wir waren schon öfter hier und damit wissen wir bereits vorher: für jeden von uns ist hier etwas dabei. Bällebad, Wellness, kulinarisch bestens versorgt, und Berge so viel man will.
Also wir sind eigentlich wegen dem Katschberger Advent hier (Link). Wärmstens zu empfehlen. Es gibt hier kein Klimbim und Plastik-Spielzeug. Stattdessen geht man einmal so ca. 3km bis zum Adventmarkt. Dann gibts den 2km langen Advent-Rundweg. Genial mit Feuerschalen, Bläsern, Glühwein, Tee und vieles mehr. Alles inmitten einer schneebedeckten Berglandschaft zu Sonnenuntergang. So geht Advent. Und für mich heißt das: 15kg am Rücken und lachen. Aber diesmal sitzt die Kleine hinten drin (in der Rückentrage). Und die Fotoausrüstung? Abgespeckt. Eine Kamera mit einem Objektiv und die trage ich in der Hand. Na dann.
Am nächsten Tag gibts das erste Mal Rodeln für unsere Kleine. Sie lacht und quietscht - ruft: “Mehr, Mehr!” So machts Spaß. Auch wenn sie nicht selbst den Berg raufgeht. Also ich. Zieh sie rauf. Bis zum nächsten “Mehr, Mehr!”
Wieder im Hotel tausche ich Schlitten gegen meine Schneeschuhe. Los gehts. Entlang von Pisten rauf, bis ich die Bergstationen hinter mir gelassen habe. Ziel ist die Gontalscharte. Ich bin zwar nicht der Erste, der diesen Weg geht. Aber im Moment ist hier niemand - außer mir.
Und auf einmal packts mich. Rucksack runter und Kamera raus.
Und was ist das Schöne an diesem Ausflug? Stille, warme Sonne im Gesicht, umgeben von traumhaft schöner Winterlandschaft - und eine Kamera in der Hand und die Familie mit dabei (also jetzt im Hotel), um das Erlebte zu teilen.
Weiter geht der Marsch.
Und wie absolut genial die Lichtstimmung ist. Und die langen Schatten. Und so ca. astreiner, blauer Himmel, ein bissl sowas wie Wolkenfetzen, warme Luft, kein Wind. Und Zeit zu Genießen.
Es ist eine Freude. Ein Bildermeer in Gedanken. Überall Spuren im Schnee, überall Details.
Hier geht mein fotografischer Ansatz wohl auf. Wenn der Betrachter spüren kann, was ich in diesem Moment erlebt, gefühlt, gespürt habe. Die Sonnenseite des Bergs, des Lebens.
Sonne hin und her, weiter gehts zu meinem Ziel: Gontalscharte. Was ich nicht bedacht hatte: mein Foto-Point liegt im Schatten. Ich sag nur: bbbrrrrzzzzzz. Eiskalt.
Eigentlich wollte ich auf beiden Seiten der Scharte mir ein wenig Zeit lassen, um Fotos zu machen. Aber im Schatten? Hmmm, nö. Etwas zerknittert, weil es ja anscheinend auf ca. 2000m im Winter doch kalt ist, trete ich meinen Rückweg an. Blick immer auf die Spur gerichtet … trap, trap.
Kurze Blick zur Seite: oooooohhhh! Die Augen beginnen zu leuchten. Was war passiert? Ich habe ganz die Zeit vergessen und es war … Sonnenuntergangszeit! Und genau wo ich stehe gibts die Mega-Bildkomposition:
Die Zaunstipfel führen den Blick von vorn nach hinten. Der halbe Berg ist in der Sonne. Dennoch sind die Schatten schon sichtlich spürbar und akzentuieren jede Ungleichmäßigkeit im Schnee. Die Sonne kitzelt gerade zentral am Berg. Und die Stahlschneebrücken (zur Lawinenverbauung) thronen rechts, fast als würden sie zur Sonne STOP rufen wollen. Blende zu - ein Stern gezaubert.
Und nach ein paar Minuten ist das Spektakel nun wieder vorbei. Und damit auch die wärmenden Sonnenstrahlen. Somit gehts weiter heimwärts. Ein letzter Blick mit Kamera noch auf den gegenüberliegenden Berg - Aineck.
Alles in allem war es eine schöne, winterliche Wanderung mit knapp 5km Länge und ca 350hm (Anstieg). Warum mir meine Sportuhr sagt, ich solle mich jetzt 34h erholen, weiß ich echt nicht. Wobei … erholen tut auch gut.